Brauchen wir noch Journalisten? – eine Diskussionsrunde auf den Medientagen 2016 erläutert die Zukunft der Berufe in der Medienbranche
04.11.2016
Kaum waren die Medientage von Angela Merkel eröffnet, da war klar, welches Thema dieses Jahr die Panels und Debatten dominieren sollte: die zunehmenden kognitiven Fähigkeiten von Algorithmen und die Zukunft der Arbeit. Und so passte es gut ins Bild, dass direkt im Anschluss an die Eröffnungsrede der Bundeskanzlerin eine Diskussionsrunde zum Thema: „Roboterjournalismus und künstliche Intelligenz - wie die digitale Transformation die Berufsbilder in den Medien verändert“ stattfand.
Eingeleitet wurde die Diskussionsrunde von einem Vortrag von Prof. Dr. Roland Frank, Studiengangsleiter an der Mediadesign Hochschule in München (MD.H). Er zeigte in seinem Vortrag die unterschiedlichen Anwendungsbeispiele für den Einsatz von künstlichen Intelligenzen im beruflichen Umfeld. Ausgerechnet die Medienberufe sind laut Prof. Frank deutlich weniger von der zunehmenden Automation betroffen.
In einem zweiten Einleitungsvortrag stellte Saim Alkan, CEO des Unternehmens AX Semantics, die Auswirkungen der neuen Fähigkeiten der Algorithmen auf das Berufsbild des Journalisten vor. Da neue Software einfache und datengetriebene Texte (Sportnachrichten, Börsennachrichten, Wetter) maschinell erstellen kann, hat der Journalist mehr Zeit für Recherchen und ausführliche Berichte.
In der anschließenden Diskussionsrunde sprachen die Teilnehmer über die Auswirkungen der zunehmenden Digitalisierung auf die Jobchancen junger Menschen in der Medienbranche. Frau Joana-Marie Stolz, Cultural Strategist bei der Serviceplan Gruppe, wies darauf hin, dass sich heute die Berufsbilder in Werbeagenturen deutlich änderten. So sind es zunehmend die Studiengänge mit generalistischen Studieninhalten, die helfen, den Bedarf an Nachwuchskräften im Werbebereich zu sichern. Dr. Jörg Allgäuer, Vice President of Communication bei SKY Deutschland, betonte, dass die Entwicklung im audiovisuellen Bereich und speziell bei SKY keine großen Auswirkungen habe werde. Statt Stellen zu streichen würden in den kommenden Jahren zusätzliche Fachkräfte benötigt, die bei der Implementierung der neuen Technologien helfen können.
Uneinig waren sich die Teilnehme, wo diese Entwicklung enden wird. Herr Alkan ging davon aus, dass in Zeitungen bald deutlich weniger Mitarbeiter gebraucht werden. Dagegen sprachen sich Frau Stolz und Herr Dr. Allgäuer für die steigende Bedeutung des Faktors Mensch in der Medienbranche aus.