DIVERSITY | Graduate Show 2013 der MD.H Berlin

02.10.2013

Am Freitag, dem 20.9.2013 zeigten die Absolventen des Studiengangs Modedesign der Mediadesign Hochschule unter dem Titel „Diversity“ ihre Abschlussarbeiten des Bachelor of Arts und man kann nur sagen: Dem Titel wurden sie gerecht!

Neben vielen innovativen Ideen fielen vor allem die sehr divergenten Auffassungen von Mode auf.

Gleich beim Eintreten wurde man mit einer zeitgeistigen Inszenierung von Bekleidung überrascht. Fünfzehn Models präsentierten als „lebend“ inszenierte Installation drei Kollektionen. Zunächst wurde man mit innovativen Bekleidungsformen konfrontiert. Diese sogenannten „One-“ beziehungsweise „No-Seam-Dresses“ sind veränderbare Drapierungen, die im Sinne der Nachhaltigkeit von Natascha von Hirschhausen als „open-source“-Projekt veröffentlicht werden. Danach wurde man von einer konzeptuellen Arbeit zum Thema Psychiatriegeschichte leicht aus dem Konzept gebracht. Mit einer abseitigen Farbwahl gemischt mit Lederriemen und Schnallen spielte Schrüppe McIntosh auf eine Zwangsjacke und andere Fixierungsmethoden an und schaffte es, den Betrachter befremdlich zu berühren. Jedoch beruhigte nur drei Meter weiter eine sehr harmonische Kollektion von Victoria Atzinger zum Thema des Goldenen Schnitts die Nerven sofort wieder.

Als die Installationen - also die „lebend“ inszenierten Modebilder mit Models - über den Laufsteg in den Backstage entschwunden waren und die Besucher Platz genommen hatten, wurde man sogleich wieder überrascht. Der Vorhang der im Raum integrierten Bühne öffnete sich und gab den Blick auf den Backstage-Bereich frei. So eröffnete sich dem Zuschauer ein Einblick, der den „Normalsterblichen“ in der Regel versperrt bleibt.

Laser-Cut, Strick, Silicon. Die ersten zwei Kollektionen zogen mit innovativer Oberflächenbearbeitung und ungewöhnlicher Materialwahl dann jedoch sofort die Blicke wieder auf sich. Komplett in der Farbe Weiß gehalten, konnte man sich bei den Kollektionen von Nina Dettmer und Louisa Bergmann optimal auf die spannenden Strukturen einlassen und haptische Erlebnisse erahnen. Anschließend wurden vier fast schon gegensätzliche Auffassungen von Weiblichkeit gezeigt. Von einer modernen „Femme Fatale“, eine verführerisch anmutende Kollektion von Vian Talab, über die von Philip Dubinsky kreierte Auffassung einer pompösen „Russian Doll“ bis hin zu einer Kollektion für Frauen in Männerkörpern, präsentiert von Jennifer Hartmann, wurde gezeigt, wie unterschiedlich Auffassungen von Weiblichkeit in Mode transferiert werden kann. Wie als Frage, ob man sich auf eine der vorgestellten Auffassungen einlassen kann, oder doch die Frau im konfektioniertem Biker-Look oder minimalistischen Stil favorisiert, bildeten die Kollektionen von Anja Kiener und Nancy Malik den Abschluss einer gelungenen Präsentation ganz unterschiedlicher Designpositionen.

Eine Bandbreite von Nachhaltigkeit, Psychiatrie, Mathematik, Silicon, Prêt-à-porter, Haute-Couture bis zur Frauenmode für Frauen in Männerkörpern an einem Abend nebeneinander zu stellen, ist gewagt, funktionierte aber durch die moderne Inszenierung bemerkenswert gut. Die grundlegenden Unterschiede zwischen den Kollektionen schafften Spannung und warfen Fragen auf, die gerade durch die Divergenz der Aussagen betont wurden. Die sehr aktuellen Fragestellungen gaben so einen Ausblick in eine vielschichtige Zukunft der Mode.

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